Gedicht des Monats Februar




Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe          
 so müd geworden, dass er nichts mehr hält.        
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe                   
und hinter tausend Stäben kene Welt.                  

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, 
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,               
ist wie ein Tanz von Kaft um eine Mitte,            
in der betäubt ein großer Wille steht.                  

 Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille 
sich lautlos auf. - Dann eht ein Bild hinein,        
 geht durch der Gleider angespannte Stille -         
und hört im Herzen auf zu sein.                            

Rainer Maria Rilke   
06.11.1902, Paris   

Beliebte Posts